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Ferienmagazin Deutschland 2014

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Der dreischalige Brunnen

Der dreischalige Brunnen im Brunnenhaus diente den Mönchen des Klosters Maulbronn zur Reinigung. Eine Malerei im Gewölbe erzählt die Gründungslegende deutendsten Schlossanlagen des Barock in Europa gilt die Fürstbischöfliche Residenz in Würzburg. Das Treppenhaus schmückt ein riesiges Deckenfresko von Tiepolo, besonders sehenswert sind Spiegelkabinett und Hofkirche. Im Juli verzaubert die „Italienische Nacht“ mit Operklängen im Treppenhaus, Kaisersaal und Hofgarten. Reisen in die Vergangenheit Prächtige Kirchen und glanzvolle Schlösser, mittelalterliche Altstädte, bedeutende Industrieanlagen und außergewöhnliche Naturlandschaften: Die Unesco-Welterbestätten zwischen Bodensee und Ostsee führen auf spannenden Wegen durch deutsche Geschichte und Kulturlandschaften Die Unesco verleiht den Titel Welterbe an Stätten, die aufgrund ihrer Einzigartigkeit, Authentizität und Integrität weltbedeutend sind und von den Staaten, in denen sie liegen, für den Titel vorgeschlagen werden. Dabei unterscheidet die aktuell 981 Stätten umfassende Liste des Welterbes zwischen Kultur- und Naturdenkmälern. Außerdem gibt es eine Liste des „Weltdokumentenerbes“, die bedeutende dokumentarische Zeugnisse in Archiven, Bibliotheken und Museen aufführt, etwa wertvolle Buchbestände, Handschriften, Partituren und Filmdokumente. Und schließlich führt die Unesco noch eine Liste des „immateriellen Kulturerbes“ – dazu gehören alte Bräuche, Rituale und Feste, aber auch traditionelle Handwerkstechniken. Die Deutsche Zentrale für Tourismus widmet 2014 den 38 Welterbestätten, die von den Pfahlbauten am Bodensee bis zu den Siedlungen der Berliner Moderne einen Bogen über 6.000 Jahre spannen, ein eigenes Themenjahr. Einen Überblick über die 38 Welterbestätten Deutschlands, die Meisterwerke aus Kunst und Kultur, Architektur und Natur, bietet eine Broschüre, die beim Verein „UNESCO Welterbestätten Deutschland e.V.“ erhältlich ist (www.unesco-welterbe.de). Darin finden sich auch acht Routenvorschläge, die jeweils regional mehrere Welterbestätten miteinander verbinden. Fünf herausragende Kulturerbe gibt es in Bayern zu entdecken. Im oberbayerischen Pfaffenwinkel liegt auf einer kleinen Anhöhe bei Steingaden die berühmte Wieskirche. Das von Dominikus Zimmermann erbaute Kirchlein gilt als Meisterwerk des bayerischen Rokoko. Johann Baptist Zimmermann schuf die überbordende Innenausstattung. Ein besonderer Genuss erwartet die Besucher bei Konzerten mit klassischer Musik vom Barock bis zur Spätromanik. Romanische und gotische Baukunst prägt den hervorragend erhaltenen historischen Kern der 2.000 Jahre alten Stadt Regensburg. Das gesamte Altstadtensemble sowie der Bezirk Stadtamhof wurden zur Welterbestätte erklärt. Den besten Eindruck bekommt man beim Spaziergang über die jahrhundertealte Steinerne Brücke. Erst Mitte 2012 in den Stand einer Welterbestätte erhoben, schloss das Markgräfliche Opernhaus in Bayreuth wenig später bereits wieder die Pforten. Das barocke Schmuckstück wird saniert und ist deshalb nur eingeschränkt zu bestaunen. Nur eine knappe Autostunde entfernt wartet in Bamberg mit dem größten vollkommen erhaltenen Altstadtkern ein weiterer Höhepunkt. Mehr als 4.500 Häuser stehen unter Denkmalschutz, 2.600 davon listet die Unesco als Kulturerbe. Als eine der be- Von der Steinzeit ins Mittelalter Einen weiten Bogen spannen die Welterbestätten in Baden-Württemberg. Beim Besuch der prähistorischen Pfahlbauten in Unteruhldingen am Bodensee bekommt man ein Gespür für das Leben in der Jungsteinzeit. Seit 2011 werden die Pfahlbausiedlungen in sechs Alpenländern als grenzüberschreitendes Weltkulturerbe geführt. Nicht weit von Unteruhldingen liegt im Bodensee die Klosterinsel Reichenau, auf der sich eines der bedeutendsten Zeugnisse des frühmittelalterlichen Mönchstums befindet. Gleich drei Kirchen aus dem 9. bis 11. Jahrhundert geben eine Vorstellung vom Klosterleben der Benediktiner und von der religiösen Kunst in der Zeit der Karolinger und Ottonen. Von den frühesten Zeugnissen mönchischen Lebens zu einem idealtypischen Kloster des hohen Mittelalters ist es nicht weit: Es ist das ehemalige Zisterzienserkloster Maulbronn in der Nähe von Karlsruhe. Die gotische Anlage dient heute als Klosterschule. Stadtführung mit Gladiator Geschichte hautnah vermitteln die Erlebnisführungen mit einem Zenturio, einem Gladiator und einem Tribun durch die Porta Nigra, das Amphitheater und die Kaiserthermen in Trier. Neben den römischen Baudenkmälern gehören in der vor mehr als 2.000 Jahren unter Kaiser Augustus gegründeten Stadt der Dom sowie die Liebfrauenkirche zum Weltkulturerbe. Gut zwei Autostunden entfernt liegt ein weiterer großartiger Sakralbau: Der Kaiserdom in Speyer ist eines der größten und bedeutendsten romanischen Bauwerke Deutschlands. Im September und Oktober locken die Internationalen Musiktage (27.9.- 12.10.14) mit Chor-, Orchester- und Orgelwerken. In der kleinen Ortschaft Lorsch bei Darmstadt erinnert die karolingische Toroder Königshalle an eine einst mächtige Klosteranlage, die eines der bedeutendsten Glaubens- und Kulturzentren des Frankenreiches war und zu den wichtigsten Relikten vorromanischer Architektur in Deutschland zählt. Nach Das Deckenfresko im Treppenhaus der Würzburger Residenz ist das größte zusammenhängende Deckenfresko der Welt 50 Unesco-Welterbe

Im Gotischen Haus im Wörlitzer Gartenreich, einst das größte neogotische Bauwerk in Deutschland, ist eine Sammlung wertvoller Glasgemälde zu sehen umfangreichen Bauarbeiten präsentiert sich das Gelände 2014 passend zum Jubiläumsjahr Karls des Großen und zur 1.250-Jahr-Feier des Klosters in frischem Glanz. Lebendige Industriedenkmale Einzigartig ist die Völklinger Hütte im Saarland. Handelt es sich dabei doch um das weltweit einzige erhaltene Eisenwerk aus der Blütezeit der Eisen- und Stahlindustrie. 1986 wurde die Anlage stillgelegt und unter Denkmalschutz gestellt, acht Jahre später wurde sie als erstes Industriedenkmal zum Weltkulturerbe erklärt. Heute gibt es hier Ausstellungen und diverse Projekte. Auch die Zeche Zollverein in Essen ist heute Museum und Veranstaltungsstätte. In der einst zu den modernsten Steinkohlezechen und größten Kokereien zählenden Anlagen sind heute das Ruhr.Visitorcenter und das Ruhr-Museum, das Regionalmuseum des Ruhrgebiets, beheimatet. Ein Veranstaltungshöhepunkt ist das Zechenfest am letzten Septemberwochenende. Die Gebläsehalle auf dem Gelände der Völklinger Hütte bildet den spektakulären Rahmen für gelegentliche Ausstellungen Als erstes deutsches „bau- und kunstgeschichtliches Ensemble“ wurde 1978 der Aachener Dom in die Unesco-Weltkulturerbeliste aufgenommen. 786 begann Karl der Große den Bau der Pfalzkapelle und legte damit den Grundstein zu einem der bedeutendsten Bauwerke Europas. Bis heute hat der Dom, in dem von 936 bis 1531 dreißig deutsche Könige gekrönt wurden, nichts vom Glanz vergangener Jahrhunderte eingebüßt. Als Gesamtkunstwerke des Rokoko präsentieren sich die Schlösser Augustusburg und Falkenlust in Brühl mit ihren herrlichen Gärten. Im Sommer laden die Schlosskonzerte zum Klassikfestival im berühmten Prunktreppenhaus. Mit jährlich über sechs Millionen Besuchern ist der Kölner Dom eine der beliebtesten Touristenattraktionen Deutschlands. Unter den großen Kirchen der Welt verkörpert der Kölner Dom (Baubeginn 1248) den Typus der hochgotischen Kathedrale am reinsten und vollkommensten. Meisterwerke der Kunst und Architektur Die Weimarer Klassik machte Epoche. Mit der Aufnahme der Wirkungsstätten von Goethe, Schiller und Herder zeichnete die Unesco eine ganze Ära aus, die noch heute in den Dichterhäusern, Schlössern und Parks nacherlebbar wird. Ein weiteres Kulturerbe in Weimar sind die Bauhausstätten, mit denen 1919 die Revolution des Designs begann. In diesem Fall muss Weimar sich den Titel mit Dessau teilen. Das dortige, 1926 von Walter Gropius gestaltete Bauhausgebäude gilt bis heute als wegweisendes Beispiel moderner Baukunst im frühen 20. Jahrhundert. Zeitgleich wurden in Dessau die Meisterhäuser für die Familien Gropius, Klee, Kandinsky, Feininger, Moholy-Nagy und Schlemmer eingerichtet. Die im Krieg zerstörten Häuser Gropius und Moholy-Nagy werden im Mai 2014 wieder eröffnet. Der Geist Martin Luthers ist in Thüringen gleich an drei Stätten lebendig (siehe S. 68). Von seinem Geburtshaus bis zur Schlosskirche, wo der Anschlag der Thesen erfolgte, lassen sich Stationen eines Lebens, das die Welt veränderte, nachvollziehen. Die Gedenkstätten in den Lutherstädten Eisleben und Wittenberg sind ebenso Unesco Weltkulturerbe wie die Wartburg, wo Luther das Neue Testament ins Deutsche übersetzte. Als eines der bedeutendsten Flächendenkmale Deutschlands fand die ehemalige Kaiserpfalz Quedlinburg Einzug in die Welterbeliste. Die Stadt selbst mit ihren malerischen Fachwerkhäusern ist hier die größte Attraktion (siehe S. 32ff.). Sehenswert ist auch die Lyonel-Feininger-Galerie mit dem größten Werkbestand des Künstlers in Europa. Die Berliner Museumsinsel präsentiert Meisterwerke aus 6.000 Verschwenderische Pracht in Gold und Blau: das üppig verzierte Spiegelkabinett im Schloss Falkenlust bei Brühl Jahren Menschheitsgeschichte. Die Exponate reichen von archäologischen Fundstücken bis zur Kunst des 19. Jahrhunderts. Ausgehend von den Plänen Schinkels bis zum Bau des Pergamonmuseums wuchs in 100 Jahren (1830 – 1930) diese „Tempelstadt“ aus der Spree. Im Zweiten Weltkrieg wurden zwei Drittel der Museen zerstört. Seit der Wiedereröffnung des Neuen Museums im Herbst 2009 sind alle fünf Häuser der Museumsinsel wieder geöffnet. Die Siedlungen der Berliner Moderne spiegeln die soziale Dimension der Industrialisierung zu Beginn des 20. Jahrhunderts wider. Neue Sachlichkeit war gefragt, als es darum ging, für die stark wachsende Zahl von Arbeitern bezahlbare Wohnungen zu bauen. Den so entstandenen „neuen Typus im Städte- und Wohnungsbau“ repräsentieren heute die Gartenstadt Falkenberg, die Schillerpark-Siedlung, die Großsiedlung Britz, die Wohnstadt Carl Legien, die Weiße Stadt und die Großsiedlung Siemensstadt. „Preußische Schlösser und Gärten“ fanden rund um Schloss Sanssouci in Potsdam Einzug in die Welterbeliste. Neben den Parkanlagen von Sanssouci gehören dazu unter anderem Babelsberg und Glienicke mit ihren Schlössern, die Pfaueninsel, das Schloss und der Park Sacrow sowie weitere Bereiche in Potsdam wie die Russische Kolonie Alexandrowka und das Krongut Bornstedt. ... weiter auf Seite 54 Unesco-Welterbe 51

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