Gelebte Heimat rund ums Jahr Jahrmärkte, Volksfeste und Festspiele, Handwerkskunst und kulinarische Genüsse aus Omas Kochbuch: In Deutschland sind viele regionale Traditionen und Bräuche lebendig Staatl. Porzellanmanufaktur Meissen 56 Tradition und Brauchtum Almabtrieb, sog. Viehscheid, in Oy-Mittelberg Lebendige Traditionen, davon künden zahlreiche Feste in den Veranstaltungskalendern landauf, landab, vom Karneval über Schützenfeste bis zu historischen Festspielen. In Baden-Württemberg beispielsweise übernehmen bei der „Schwäbisch-alemannischen Fasnacht“ noch immer Narros und Spättli, Bobbele, Teufel, Jokili und Hexen das Regiment, die süddeutsche Art des Karnevals steht wie kaum eine andere Tradition im Südwesten Deutschlands für gelebtes Brauchtum. Was den Schwaben ihre Fasnacht, ist den Westfalen ihr Karneval. Von Weiberfastnacht bis Aschermittwoch herrscht Ausnahmezustand auf den Straßen von Köln und Düsseldorf und vielen kleinen Städten in der Region – ebenso wie in der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt Mainz. Im Süden Bayerns bieten die Almabtriebe im Herbst nicht nur ein großartiges Schauspiel für Touristen, sondern sie sind auch ein Symbol für die Einheit von Mensch und Natur. Rund 1.000 Jahre alt sind die Walpurgisfeste im Harz: Auch heute noch ziehen in vielen Orten im Harz in der Nacht vom 30. April auf den 1. Mai Hexen, Teufel und andere Fabelwesen die Menschen in ihren Bann. Ein mystischer Brauch aus fernen Zeiten ist das Biike-Brennen an den Küsten und auf den Inseln Norddeutschlands: Jährlich am 21. Februar wird mit lodernden Feuern der Winter vertrieben. Jedes Jahr am zweiten Oktoberwochenende drängen sich in Weimar 300.000 Besucher in der Altstadt. Der Zwiebelmarkt, Thüringens größtes Fest, geht bis ins Jahr 1653 zurück. Was den Münchnern ihr Oktoberfest, ist den Hannoveranern ihr Schützenfest, weltweit das größte seiner Art und seit mehr als 500 Jahren ein Magnet für Stimmungskanonen. Beim Freimarkt, dem ältesten Volksfest des Nordens, herrscht in Bremen Ausnahmezustand. Handwerk wie vor hundert Jahren Kostbare Edelsteine, die in der Region um Idar-Oberstein und an der Deutschen Edelsteinstraße in Rheinland-Pfalz ihren Weg ins Licht finden, schmücken die Auslagen von Luxusjuwelieren in aller Welt. Produkte aus Thüringen machen zur Weihnachtszeit aus manchem Christbaum ein Kunstwerk: Um 1850 herum fertigten Glasbläser in der kleinen Stadt Lauscha erstmals Perlenketten, Christbaumkugeln und anderen Weihnachtsschmuck – bis heute hat sich daran nichts geändert. Filigrane Meisterwerke stehen für Handwerkskunst aus dem Erzgebirge: Räuchermännchen, Nussknacker, Pyramiden, Christbaumschmuck und Engel in allen Varianten sind handgefertigte Botschafter einer seit Jahrhunderten währenden Handwerkstradition in Sachsen. Ebenso berühmt sind das Meissener Porzellan und die aufwendig verzierten Ostereier, die von den Sorben in der Oberlausitz gefertigt werden. Bunt bestickte Kopftücher, wunderschöne Blütenmuster und farbenfrohe Röcke sind Bestandteile der Sorbischen Trachten im Spreewald, die vor Jahrhunderten Einzug in den Alltag hielten und heute festlichen Anlässen vorbehalten sind. Kulinarische Traditionen Flüssiges Gold ist der Schatz der Bayern. Bayerisches Bier – Wasser, Malz, Hopfen und Hefe, mehr kommt nach dem Reinheitsgebot von 1516 nicht hinein. Trotzdem gelingt es den Braumeistern des Landes, 40 Sorten daraus zu machen, eine erfrischender als die andere. Straußenwirtschaften sind ein Markenzeichen von Rheinland-Pfalz: Wenn ein Rebenkranz über der Tür des Weingutes hängt, hat der Winzer geöffnet. Nur in einer bestimmten Zeit des Jahres darf er seinen eigenen Wein ausschenken, ein Brauch, der schon zu Zeiten Karls des Großen vor zwölf Jahrhunderten eingeführt wurde, und bei Einheimischen wie Urlaubern gleichermaßen beliebt ist. Am Fichtenkranz, der über der Tür hängt, erkennt man in Hessen Lokale, die Apfelwein ausschenken. Seit 250 Jahren ist der „Ebbelwoi“ das Frankfurter Nationalgetränk, eingeschenkt wird es traditionell aus einem graublauen Steinkrug, dem „Bembel“. Schwarzwälder-Kirschtorte ist die süßeste Versuchung Baden-Württembergs und ein Weingenuss beim Winzer am Lahnwanderweg echter Exportschlager. Auch der Norden Deutschlands kann eine süße Verführung sein eigen nennen: Lübecker Marzipan – einst ein Privileg der Reichen und Mächtigen – wird noch immer weitgehend in Handarbeit hergestellt. Über 500 Jahre alt, aber jedes Jahr wieder ein Genuss zur Weihnachtszeit, ist der Dresdner Christstollen. 1474 wurde der „Striezel“ erstmals urkundlich erwähnt. Sieben auf einen Streich – das ist in Hessen die Grundlage für die Frankfurter Grüne Soße: Sieben Kräuter gehören in die Soße, die zumeist mit Pellkartoffeln und hart gekochten Eiern serviert wird – und zwar traditionell von Gründonnerstag bis zum ersten Frost im Herbst. Grün und ein herzhaft-würziger Snack zu jeder Tageszeit: Das sind die berühmten Spreewälder Gurken, die ihren unnachahmlichen Geschmack streng gehüteten Familienrezepten verdanken. „Teetied“, so nennen die Ostfriesen die Zeit, die sie sich nehmen, um einen Gast willkommen zu heißen: In den Tee, der in einer Porzellankanne serviert wird, gehört ein „Kluntje“, ein Stück Kandiszucker. Hier muss die kleine Exkursion durch die Bräuche und Traditionen enden, die Liste könnte endlos fortgeführt werden. Am besten: Einfach das eine oder andere bei der nächsten Deutschland-Reise ausprobieren.
Erquickend für Körper und Seele, Kulturerlebnis und gesellschaftliches Ereignis zugleich − das ist Synonym für Kuren in Baden-Baden Ruhe- und Wohlfühl-Oasen Gesundes Klima, die heilende Kraft von Wasser, Erde und intakter Natur sind die wohltuenden Elemente für die Leichtigkeit des Seins in modernen Spas und traditionsreichen Heilbädern Deutschlands Die Palette in Bayern reicht von traditionellen Kurangeboten bis zu weitläufigen Thermenkomplexen. Die klassische Kneipp-Kur steht in Bad Wörishofen im Mittelpunkt. Dort lebte und wirkte der Pfarrer Sebastian Kneipp (1821-1897), dessen ganzheitlich ausgerichtete Therapie, basierend auf den fünf Säulen Wasser, Kräuter, Bewegung, Ernährung und innere Ordnung heute wieder überaus modern ist. Mit der Fastenkur nach Johann Schroth hat sich Oberstaufen im Allgäu einen Namen gemacht. Deutschlands größte Thermenlandschaft liegt in Niederbayern, im Bäderdreieck südwestlich von Passau. Bad Füssing bietet allein in der Europa-Therme 15 Becken zwischen 27 und 40 Grad. Ein Saunahof im Stil eines Rottaler Bauernhofs und die Wellness- Landschaft „Sinnenreich“ zählen zu den Attraktionen in der Therme 1. Als größtes Golfresort Europas mit sechs 18-Loch-Meisterplätzen und drei 9-Loch-Anlagen hat sich der Thermalbadeort Bad Griesbach einen Namen gemacht. Dritter im Bunde ist Bad Birnbach, das ländliche Bad, wo Gesundheitsurlauber in der Rottal-Terme mit Vitarium und Therapiebad regenerieren und entspannen. Zahlreiche geprüfte Wellnesshotels und Thermenanlagen finden sich unter dem Stichwort „Well-Vital“ auf der Internetseite des Tourismusverbands (www.bayern.by). Powern bei Aquabiking oder entspannen und träumen bei Unterwassermusik – die Waldsee- Therme bietet Aktivität und Entspannung pur In Baden-Württemberg verheißen die „Wellness Stars“ sozusagen Wohlfühlurlaub mit Gütesiegel. Seit zehn Jahren verleiht ein Tochterunternehmen des Heilbäderverbandes Baden-Württemberg Sterne an Hotels, Thermen und Medical-Wellness-Betriebe. Von den insgesamt rund 100 derzeit bewerteten Hotels befinden sich 70 in Baden-Württemberg, Deutschlands Bäderland Nummer 1, und dort vor allem im Schwarzwald. 34 Einrichtungen sind schon von der ersten Minute an dabei, darunter beispielsweise das Hotel Vier Jahreszeiten in Schluchsee mit einem ausgezeichneten Ayurveda-Zentrum und einem Therapeuten-Team aus Sri Lanka, die Cassiopeia Therme in Badenweiler, das Friedrichsbad und Caracalla-Therme in Baden-Baden oder das Gesundheitszentrum Schwäbische Alb in Bad Urach und die Bodensee Therme in Überlingen. Überlingen ist auch Ausgangsort der Schwäbischen Bäderstraße (siehe S. 53ff.), die auf ihrem Weg bis nach Bad Wörishofen neun Kurorte vereint. In einigen dieser Orte kommen vor allem Thermen-Liebhaber auf ihre Kosten. Gleich sechs Anlagen liegen hier in Oberschwaben dicht beieinander. In Bad Waldsee (www.waldsee-therme.de) lockt die Waldsee-Therme mit der heißesten Quelle Oberschwabens: mit 65 Grad sprudelt das fluorid- und schwefelhaltige Thermalwasser hier aus der Tiefe und wird auf wohlige 28 bis 37 Grad heruntergekühlt. Aquabiking, Träumen bei Unterwassermusik oder Massagen mit heißen Steinen bieten hier Aktivität und Abwechslung. Von Ayurveda bis zu Kräuterstempelmassagen reichen die Anwendungen in der Gesundheits- und Wellness-Oase Vitalium in Bad Wurzach. Die Schwaben-Therme in Aulendorf verbindet Thermal- & Freizeitbad mit Sauna und Römerbad. Eine großzügige Saunalandschaft ist der Stolz der Adelindis-Therme in Bad Buchau. Mit vier Medical-Wellness-Stars darf sich die auf einem sanften Hügel am Ortsrand gelegene Sonnenhof-Therme in Bad Saulgau schmücken. Aus einer Tiefe von 1.000 Metern sprudelt das 47 Grad warme Thermalwasser im Jordanbad in Biberach. Unter den herausragenden Wellnes-Hotels in Deutschland steht das „Wald & Schlosshotel Friedrichsruhe“ in Zweiflingen-Friedrichsruhe im Nordosten Baden-Württembergs ganz weit oben. Zum fünften Mal in Folge wurde das Haus vom Relax Guide mit der Höchstnote „vier Lilien“ ausgezeichnet. Das renommierte Haus bietet ein einzigartiges SPA auf 4.400 Quadratmetern mit 13 Behandlungsräumen, Rasulbad, 400 Quadratmeter Saunalandschaft und High-Tech-Fitnesscenter. Noch eins drauf setzt Anfang 2015 Brenners Park-Hotel & SPA in Baden-Baden. Dort hat sich die in unmittelbarer Nähe zum Hotel gelegene historische Villa Stéphanie in ein Luxus-Spa verwandelt. Auf 5.000 Quadratmetern, verteilt über fünf Stockwerke, bietet das Haus ein ganzheitliches Gesundheitskonzept mit Saunen, Privat Gym, Hamam, Ladies Sauna und 15 anregend gestalteten Behandlungsräumen – Parkblick inklusive. Zeit nehmen für IchZeit Sehnsucht nach Ruhe und Entspannung, die Sorgen des Alltags eine Weile hinter sich lassen, Kraft tanken. Wer sich solche Wünsche erfüllen möchte, findet in Rheinland- Pfalz passende Angebote unter dem Slogan „IchZeit“ (www.gastlandschften.de/ichzeit). 20 Kurorte, Thermen und Badehäuser im Land helfen den Gästen mit individuellen Programmen, „die natürliche Balance im Leben zu erhalten, beziehungsweise wieder herzustellen“. Die Philosophie der IchZeit basiert auf drei Säulen: Entschleunigung, Wellness und Medical Wellness. Im ersten Fall geht es um die „Wiederentdeckung der Langsamkeit an landschaftlich schönen und ruhigen Plätzen“ – zum Beispiel bei einem Aufenthalt im Kloster, um die Leichtigkeit des Seins wieder zu entdecken. Selten zuvor könnte der Ausspruch „Ich geh ... weiter auf Seite 59 Zeit für sich 57
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